HEICK  Heribert
Orgelbau
 
 
 
 
 
 
 

 

 

 

Abschlussbericht zu 06/99

Binder-Orgel Dominikanerkirche

vom 20.03.2001

 

Sehr geehrte Frau Paulik,

 

nach nunmehriger Fertigstellung des Auftrages Dominikanerkirche Regensburg, erhalten Sie mit diesem Schreiben meinen Abschlussbericht.

Allem voran bedanken wir uns auf das herzlichste für die sehr gut zu bezeichnende Zusammenarbeit.

Es war eine der arbeitsreichsten und umfassendsten Restaurierungen an einem Instrument der Firma Binder Martin & Sohn.

Dies liegt in erster Linie an der bisher mangelnden Pflege der Orgel zumal das Instrument durch das unmittelbar dahinter liegende große Fenster gewissermaßen zwischen Tür und Angel steht und überproportional den jahreszeitlichen Temperaturzyklen wehrlos ausgesetzt ist.

Vor allem aber auch das Nichtbenützen der Orgel in den vergangenen Jahren bzw. Jahrzehnten trug wesentlich zu deren Verelendung bei. Mangelnder Luftaustausch innerhalb des Systems zeigte sich vor allem an nicht unwesentlicher Schimmelbildung und damit Verstockung innerhalb einzelner Registerkanzellen, eben die Register, deren Regierwerk gar nicht mehr funktionierte.

Es sollte künftighin schon berücksichtigt werden, dass zumindest gewisse Grundmaßnahmen der Orgelpflege eingehalten werden.

Regelmäßige Wartungsarbeiten sind:

In etwa dekadischem Turnus Reinigung, Nachintonation, Stimmung. Einmal dazwischen, in etwa fünf Jahren eine Nachintonation und Stimmung.

Dies stellt die Grundbedürfnisse einer vernünftigen Orgelpflege dar und dient der Aufrechterhaltung ordentlicher Spielbarkeit und nicht zu vergessen, dem Werterhalt des Instrumentes. Weiterhin wird durch diese Maßnahmen der Orgelpflege erneuter Befall mit Fraßinsekten im Holz frühzeitig erkannt.

Reparaturgarantie: Unter Zugrundelegung obig genannter Orgelpflegemaßnahmen gewähre ich fünfzehn Jahre Garantie auf die Funktion der Technik, vor allem auf die von uns erneuerten Pneumatikteile. Ausgenommen hiervon ist die Stimmung, die natürlichem Verfall unterliegt, die von uns nicht überarbeiteten Laden des I. Manuals und des Pedals sowie die Bespannung der Balganlage, die in ihren Lederecken allerdings noch weit länger als fünfzehn Jahre aushält.

Weiteres hierzu im nachfolgenden Abschlussbericht.

 

Mit freundlichem Gruß

 

Heribert Heick


 

Pneumatisch angesteuerte Kegellade mit zwei Manualen und Pedal. Die Laden des ersten Manuals sind zudem aufgeteilt in eine Lade für die Grundstimmen und eine Lade, in einer Linie zueinander verlaufend, für 4-Fuß- und 2-Fußlage. Die parallel zueinander verlaufende Bedienung der Laden zeitgleich erfolgt über eine zwischengeschaltete pneumatische Maschine, die den Impuls vom Bedienerelement Spieltisch auf zwei Steuerimpulse an die entsprechenden Relais verteilt.

Dies ergibt vier eigenständige Laden, zwei im ersten Manual, eine im zweiten Manual und eine im Pedal mit jeweils zugehöriger Relaissteuerung.

 

EINSCHUB

Bei einer Kegellade spricht man auch von einer Registerkanzellenlade. Kennzeichnend hierfür ist, dass jede einzelne Pfeife ihr eigenes Tonventil, in diesem Falle Kegelventil, hat. Dieses sehr arbeitsintensive Orgelsystem wurde ausgangs des 19. Jahrhunderts erst in mechanischer Ansteuerung und später mit pneumatischer Ansteuerung (Erleichterung der Spielbarkeit bei schwergängigen Mechaniksystemen) gebaut. In etwa nach 1930 befasste man sich mit dem Bau von elektrisch angesteuerten Kegelladen, die in unserer Region noch bis in die fünfziger und teilweise 60er Jahre als Standard in der Orgelmacherei galt, die Relais wurden über Elektromagnete betrieben. Die elektromechanischen Spieltische hierzu waren und sind wahre Alptraumverursacher manchen Fachmanns.

Heute ist das Zeitalter der Pneumatik so gut wie erloschen. Allein schon aus Kostengründen der aufwendigen Produktion baut man heutzutage wieder mechanische Schleifladen, was dem Ursprungsorgelbau der Antike nahe kommt. Diese Schleifladen sind im Aufbau übersichtlicher und einfacher in der Orgelpflege. Hierbei hat nicht jede einzelne Pfeife ihr eigenes Tonventil, es stehen alle Pfeifen einer Tonart auf der so genannten Tonkanzelle und verfügen alle über nur ein Ventil.

Das Zeitalter des pneumatischen Orgelbaus war sicherlich eines der interessantesten und erfinderischsten Epochen in der Orgelgeschichte und bleibt in Relikten gut erhaltener Instrumente, wie vorliegendes Instrument, der Nachwelt in Erinnerung.

Heutzutage wird sie von einem Großteil der Kirchenmusiker gehasst und verpönt, da sie schon gewisser anderer Spieltechniken bedarf und sich nicht immer willig dem Männlein am Spieltisch unterordnet, doch sehe ich, wie manch anderer auch, bei geeigneter Pflege keinerlei Einschränkung im Literaturspiel mit einem pneumatischen Instrument. Überdies sind hierbei spieltechnische Möglichkeiten vorhanden, die die Mechanik nicht zu geben vermag, wie etwa die Spielhilfen Unter-Oberoktavkoppel, Superkoppel von II auf I, Kombinationsschalter etc.. Pneumatische Orgeln in gutem Pflegezustand haben durchaus ihre Berechtigung bei Erfüllung ihres liturgischen Auftrags.

 

Tonumfang Manual: C – f´´´ entspricht 54 Töne

Tonumfang Pedal: C – d´ entspricht 27 Töne

Auf beiden Manualen ist über die Oberoktavkoppeln zum Großteil der Tonumfang um sieben Töne bis c´´´´ erhöht.

Dies ist nicht der Fall bei Mixtur 1 1/3´, Quinte 1 1/3´.

Erbauer: Martin Binder & Sohn 1904 (Spieltischeintrag von M. Traut im Mai 1904).

 

Disposition:   I. Manual = Hauptwerk

1.      Bourdon 16´

2.      Prinzipal 8´

3.      Gedeckt 8´

4.      Tibia 8´

5.      Salicional 8´

6.      Quintatön 8´ (urspr. Gamba 8´ Hirnschrodt 1947

7.      Oktav 4´

8.      Rohrflöte 4´

9.      Oktav 2´

                    10.   Mixtur 1 1/3´ (urspr. Mixtur 2 2/3´ Hirnschrodt 1947)

                    11.   Trompete 8´

 

                     II. Manual = Schwellwerk

                    12.   Lieblich Gedeckt 8´

                    13.   Aeoline 8´

                    14.   Vox coelestis 8´

                    15.   Prinzipal 4´ (urspr. Geigenprinzipal 8´ Hirnschrodt 1947)

                    16.   Traversflöte 4´

                    17.   Waldflöte 2´ (urspr. Dolce 8´ Hirnschrodt 1947)

                    18.   Superquinte 1 1/3´ (Hirnschrodt 1947)

                       

                    Pedal 

                    19.   Violonbaß 16´

                    20.   Subbaß 16´

                    21.   Bourdonbaß 16´ (Transmission mit Bourdon 16´ Manual)

                    22.   Octavbaß 8´          

                    23.    Flötbaß 4´ (urspr. Cello 8´ Hirnschrodt 1947)

 

Aus der Disposition ergeben sich 22 klingende Register, da Position 21 Bourdon 16´ aus dem Manualregister Bourdon 16´ entlehnt ist. Die Ansteuerung erfolgt von Manual und Pedal aus mit einheitlichem Relais aber Doppelsteuerung.

Zum Großteil handelt es sich um die Originaldisposition von 1904, bis auf die von Hirnschrodt 1947 vorgenommene Klangveränderung einiger Register (siehe oben). Vermutlich hat sich dabei auch der Klang in seiner Kasse verändert!

Das Ändern von Originaldispositionen galt aber bis in die siebziger Jahre als durchaus übliche Unsitte in Unkenntnis und Ignoranz der Tatsache, dass sich der Erbauer eines Instruments eigentlich schon etwas dachte bei der Auswahl seiner Stimmen, die ja dann im Gesamtklangbild zueinander passen sollen.

Nun, das Verbrechen hierzu ist passiert und lässt sich nicht mehr ändern, überdies ist in dieser Orgel nicht eine Pfeife, die die Ursprungsintonation der Binderwerkstatt, Intonateur Faust, überlebte. Alle Register wurden sämtlich auf das Intonationsmaß des Intonateurs Rolf Strecker der Firma Hirnschrodt bis auf die kleinste umintoniert. Zudem nahm er auch Mensurierungsveränderungen vor indem er manche Stimme, vor allem in der Prinzipalfamilie, um zwei bis drei Halbtöne aufrückte und somit dickere Mensuren bekam. Somit erwirkte er ein volleres Klangbild. Klanglich ist die Orgel in der Dominikanerkirche mit Abstand die reizvollste unter dem Namen Binder, man merkt ihr in jedem Ton die Handschrift eines wahren Meisters der Intonationskunst, Rolf Strecker, an.

 

EINSCHUB

Der Intonateur der Firma Hirnschrodt, Rolf Strecker, kam in den dreißiger Jahren zu Hirnschrodt und Sohn von der renommierten Firma Schuke, Berlin. Er war bis zu seinem Tode 1959 Chefintonateur von Hirnschrodt, danach folgte mein Vater bis 1974, der Geschäftsaufgabe Hirnschrodt’s. Strecker war ein wahrer Meister der Intonationskunst, der künstlerischen Darstellung einer Orgel, kundig der rechten Kernmanipulation in Verbindung mit dem Rechten Aufschnittmaß einer Pfeife vermochte er das Optimum eines Klangausdrucks zu erwirken.

Vor allem zeichnet sich die Kernintonation durch ihre Langlebigkeit in ihrem Fundament aus. Dem Kundigen ist sie bei Nachintonationsarbeiten einfachst zu korrigieren und in den Originalzustand zurückzuversetzen, was bei Industriepfeiferlverbiegern manchmal unmöglich erscheint, die Ober- und Unterlabium samt Fußloch malträtieren nach dem Zufall der Erwartung eines Tones.

Strecker lehrte meinen Vater die Kernintonation und sie entwickelte sich über mich weiter.

 

Bei der Nachintonation haben wir das Intonationsbild der Arbeiten von 1947 wieder optimiert.

Als Spielhilfen finden sich

Manualkoppel II zu I, Pedalkoppel I, Pedalkoppel II als üblich. Zusätzlich Superoktavkoppel II zu I, Oberoktavkoppel I. Hierzu ist das zweite sowie das erste Manual bis c´´´´ ausgebaut, dies entspricht einer Tonumfangerweiterung, wie oben bereits erwähnt, um sieben Töne.

Des Weiteren besitzt das Instrument eine Freie Kombination und vier fest eingestellte Kombinationsknöpfe Piano, Forte, Mezzoforte und Tutti.

In der Festkombination Tutti ist die Einstellung Generalkoppel und Trompete 8´ nicht enthalten. Diese müssen gesondert per Handregister gedrückt werden, bei Bedarf.

 

Arbeitsbeschreibung:

Im Wesentlichen wurden alle durchgeführten Arbeiten wie in 06/99 vom 29.01.1999 beschrieben ausgeführt.

Hinzu kamen die erweiterte Holzwurmbekämpfung von Emporenboden, Brüstungsumlauf und die Treppe sowie die Überholung der Lade des zweiten Manuals und Erweiterung der Arbeiten an der Lade des ersten Manuals an Stelle des Oktave 2´.

Zusammenfassend sei angeführt:

Arbeiten am Spieltisch: Bei dieser Art Spieltisch handelt es sich um einen so genannten Wechselwindspieltisch. Er funktioniert von den Tasten her mit einem Ausstromprinzip und dieser Ausstrom gibt den Weg weiter unten an den Zustrom zu den Ladenrelais frei. Dieser Wechsel des Windes von Auslass auf Zustrom geschieht über Wechselwindventile. Jede Taste, d. h. jeder Ton verfügt über ein solches Wechselwindventil. Die Windabsperrung hierbei geschah in Vergangenheit mit Spaltleder oder Darm- Simillileder. Dabei zeigten sich häufig Unstimmigkeiten in der Funktion, durch jahreszeitliche Temperaturschwankungen, hier vor allem Luftfeuchteunterschiede mit Spannen und Quellen der Wechselwindleder. Ständig mussten die Einlässe zu den Ventilen geändert werden, was relativ einfach über Stellschrauben geschah, doch war dies meist mit zorngeröteten Unmutsäußerungen des Organisten behaftet, bei dem sich die Ungenauigkeit der Funktion einstellte.

Seit Jahren mit Erfolg, den ich hier nicht herausfordern will, verwenden wir für Wechselwindbespannungen den Kunststoff Polypel, der seit annähernd zehn Jahren von der Orgelbauzulieferzentrale Laukhuff in Weikersheim als Pneumatikmaterial Verwendung findet. Polypel hat den Vorteil wie jeder Kunststoff wenig oder gar nicht auf Umwelteinflüsse, hier Luftfeuchteunterschiede, zu reagieren, im Gegensatz zu Leder oder noch schlimmer Simillileder. Das Volumen innerhalb des Ventils verändert sich dabei nicht oder nur gering und die Windeinlasssteuerung bleibt relativ konstant und muss nicht laufend der Ausdehnung der Bespannung angepasst werden.

Nur an Stellen, die eine größere Dehnfähigkeit wünschen bzw. benötigen, wie etwa das Regierwerk oder die Kombinationsschalter, wurden erneut mit Spaltleder bespannt.

Ebenso sind alle Koppelmembranen aus Spaltleder gefertigt. Koppelmembranen regeln den Windauslass für die Spielhilfen, sie sind zusätzliches Bedienerelement über die Tasten.

Alle Wechselwindventile wurden mit neuen Bronzemessingdrähten (2,2 mm) versehen, zudem alle Stoßmuttern neu beledert.

Die Spieltischanlage verfügt über drei Wechselwindapparate für die Manuale und das Pedal, einen Apparat für das Regierwerk und eine angebaute Kombinationsschaltanlage.

Sämtliche Manualtasten wurden mit Achstuch neu ausgetucht in den vorderen Führungen, alle Befilzungen wurden erneuert. Die Tastenventile, die den Windauslass steuern wurden neu belegt mit Filz und Leder. Die zugehörenden Federn wurden in der Spannung ausgeglichen und gefettet.

Unter- und Obertasten des Pedalklaviers sind erneuert und neu garniert, dem Wunsch entsprechend c´ über c angeglichen, soweit sich der Apparat verschieben ließ.

Bleirohranschlüsse innerhalb des Spieltisches und weiter am Verteiler zu den Ladenrelais sind sämtlich mit Rohrkitt (Leim-Kreidegemisch) gefestigt.

Pfeifenwerk: Alle Metallpfeifen sind in Nassreinigung gesäubert, mit Kernabschwemmung (Stimm- und Intonationsbereich). Pfeifenfüße teils neu eingekulpt, Dellen durch über die Form ziehen ausgebeult, aufgerissene Stimmvorrichtungen neu gelötet. Befilzungen bei gedeckten Metallpfeifen sind durchweg erneuert.

Bei Holzpfeifen Trockenreinigung bzw. Vor- und Nachwaschen. Innerseits sind alle Holzpfeifen, nach vorhergehender Wurmbehandlung, mit Leim-Kreidemischung ausgeschwemmt bzw. ausgestrichen worden. Ebenso wurden alle Kernhäuser so behandelt. Die Spunde gedeckter Holzpfeifen sind mit Leder und Filz neu belegt und eingepasst.

Alle Pfeifen wurden in den Rastern bzw. Pfeifenstühlen neu eingepasst.

Arbeiten an den Laden: Zu den Ladenarbeiten verweise ich im Wesentlichen auf mein Schreiben im Nachtrag vom 04.12.2000. Es sind dabei alle Tonkegel ausgebaut, teilweise wo nötig in der Belederung erneuert und neu befilzt worden.

Die Relaiskegel beider behandelter Laden sind mit neuen Kegeldrähten und neuer Belederung versehen.

Sämtliche Kanzellen, die Rissbildung zeigten wurden mit der Säge aufgetrennt, an der Hobelmaschine abgerichtet, mit Sägefurnier aufgefüttert und neu verleimt.

Die Lade des Schwellwerks ist nun in zwei Einzelladen geteilt, um die enorme Spannung in der Breite von 1,30 m zu nehmen und damit weitere Rissbildung zu vermeiden.

Die Laden sind neu papiert und mit neuer Moltondichtung versehen.

Weiteres hierzu siehe Nachtrag vom 04.12.2000.

Arbeiten an der Windanlage: Ausreinigung des Magazinbalges und aller windführenden Kanäle. Ausgestattet ist das Instrument noch mit zwei Stoßdämpferbälgen, die lediglich überholt wurden und sehr gut funktionieren. Die Lederecken der Balganlage sind noch als gut brauchbar zu bezeichnen. Bei den außer Betrieb befindlichen Schöpfbälgen waren zwei Balgecken minimal durchgebrochen, sie wurden der Ordnung halber innerseits mit Lederflicken ausgeklebt. Der Kalkantenbetrieb ist zwar stillgelegt, doch könnte er jederzeit wieder einsetzbar gemacht werden.

Die Kanalanbindungen der Laden, vor allem der herausgenommenen, wurden mit Ledermanschetten neu gefestigt.

Innerhalb der Balganlage ist eine Wurmsteichbehandlung durchgeführt, ebenso in den angrenzenden Kanälen. Zudem wurden Balginnenseite und Kanäle mit Leim-Kreidemischung eingeschlämmt und damit neu abgedichtet.

Betrieben wird die Anlage durch einen neuen Orgelwinderzeuger der Marke Ventus von Laukhuff Weikersheim. Das Gerät leistet eine Windfördermenge von 21 Kubikmeter pro Minute. Dieses schwere Geschütz gibt Kapazitätssicherheit für den vollgriffigen Spielbetrieb eines Könners. Der Motor ist wartungsfreundlich und sollte alle zehn Jahre mit ein paar Tropfen Synthetiköl geschmiert werden!

Arbeiten am Traktus und Regierwerk: Alle Bleirohranbindungen sind mit Rohrkitt gefestigt, wo nötig wurden sie mit Gurten gefestigt und gelagert. Die Rohre laufen ziemlich quer durch die Anlage aus Gründen des Erreichens kürzester Wege um die Steuerimpulse auf kürzestem Wege und damit innerhalb kürzester Zeit an die Relaisanlage weiterzugeben. Es sollte das so genannte Schleppen der Pneumatik etwas dämpfen. Es sieht wirr aus ist aber nur gut gemeint und keinesfalls Materialsparwahn der Firma Binder.

Alle Membranen der einzelnen Kegelventile wurden in Sondergröße, wie vorliegend, neu gefertigt, in Spaltleder. Ebenso sind alle Keilbälgchen der Relaisanlage neu bespannt.

Neu belegt sind ebenso alle Registerklappen.

Die Nachintonation vollzog sich zunächst auf der Hilfslade, die zu diesem Zweck von uns in die Kirche verbracht wurde. Dort wurde registerweise jede Pfeife auf das Optimum der Ansprache gebracht.

Im Orgelinneren, bei wiedereinsetzen des Pfeifenwerks, erfolgte zunächst eine Vorstimmung der gesamten Orgel, danach wurde ausgeglichen auf Lautstärke, Klangcharakter und nochmals Ansprache, da die Windverhältnisse innerhalb der Orgel anders sind als auf der Lade. Es wurde erneut vorgestimmt und nochmals ein Feinausgleich vollzogen.

Endlich ausgangs Februar war es dann soweit für die Abschluss-Stimmung. Das Werk ist gestimmt im Quinten- und Quartenzirkel, nach Gehör und Legen der Grundtemperatur, in diesem Falle Oktave 4´ im Hauptwerk. Ebenfalls temperiert wurden Prinzipal 4´ im Schwellwerk, die Streicher Aeoline 8´ Vox coelestis 8´, die wiederum zur Aeoline höher d. h. schwebend gestimmt wurde, Salicional, 8´.

Die Endstimmung wurde in einer Nacht durchgezogen.

Es gäbe noch sehr vieles zu beschreiben, doch würde es den Rahmen diesen Berichts und meine Nerven sprengen, so ich es hierbei bewenden lassen muss.

Anzumerken seien noch folgende Schlussgedanken und die Bemerkung, dass die Wurmbehandlung unmittelbar nach Abnahme zum Ende gebracht wird mit Spritzen von Emporenboden, Brüstungsumlauf und Treppe.

Zusammenfassend ist noch zu schrieben, dass alle teile der Pneumatik, die ja gewissermaßen Verschleißteile darstellen, was man eigentlich so nach 97 Jahren auch nicht sagen darf, im Rahmen der Restaurierung zur Gänze erneuert wurden, was die relativ hoch angesetzte Gewährleistung rechtfertigt.

Ebenso wurden die Teile als Sondergrößen von uns gefertigt und sollte sich ein Material- oder Verarbeitungsfehler zeigen, so ist es doch recht und billig, dass wir fehlerhafte Teile ersetzen.

Beherzigen Sie bitte die eingangs erwähnte Dringlichkeit eines Mindestmaßes an Orgelpflege, wie dort beschrieben. So ist sichergestellt, dass die Binder-Orgel in St. Blasius weitere Jahrzehnte der Nachwelt, mit nörgelnder Organisten, die der Pneumatik nicht kundig sind, erhalten bleibt.

Vor allem aber sollte sie für ihren eigentlichen Auftrag, die Liturgie bitteschön, benutzt werden.

Es ist von unserer Seite noch ein Konzert mit Eberhard Kraus, einem wahren Meister jeden Orgeltyps, geplant, näheres hierzu teile ich Ihnen noch beizeiten mit.

Eine mehrmalige jährliche Durchsicht unsererseits werden wir dann auch noch abklären müssen (keine Angst, das ist kostenlos).

Es erübrigt sich eigentlich, doch muss ich es anmerken, dieses Instrument ist kein Spielplatz für Orgelbauer oder solche, die es noch werden könnten. Reparaturarbeiten sind ausschließlich unsere Sache.

Das Orgelinnere sollte sich auch nicht als Klettergarten für allerlei neugieriges Gevölke herausstellen.

In diesen Fällen müsste die Gewährleistung abgesagt werden.

Bei Fehlern und nachstimmen der Zungen, wenn gebraucht, bitte uns verständigen.

Ebenso wäre einer von uns gerne dabei bei Aufstellen des Gerüstes für die Fensterarbeiten, das Pedal heben wir zu diesem Zwecke sowieso aus, natürlich auf Kulanz.

Nun bleibt nur noch einmal Dank zu sagen für das in uns gesetzte Vertrauen, ich bin mir bewusst, dass wir das nicht missbraucht haben und verbleibe

mit freundlichen Grüßen und für die Richtigkeit

 

Heribert Heick jr.